Jüdische Geschichte in Vendersheim
Das begefügte Dankesschreiben von Irene Holländer und Dan Löwenstein hat einen traurigen Hintergrund:
Dan Löwenstein lebt in Schweden. Sein Vater Helmut Löwenstein ist in Mainz geboren und in der Nazizeit über England nach Schweden emigriert.
Dan Löwenstein wusste wenig über seine Herkunftsfamilie und seine Vorfahren. Bei einem Besuch in Berlin hat er auf einem Stolperstein für Adolf Löwenstein den Geburtsort Vendersheim gelesen.
Das hat ihn veranlasst, sich an mich zu wenden, um zu erfahren, ob es sich dabei um einen im Holokaust umgekommenen Verwandten handeln könnte.
Zusammen mit Herrn Wolfhard Klein aus Jugenheim, der wegen seiner Forschungen über den auch für Vendersheim zuständigen jüdischen Friedhof in Jugenheim mit mir Verbindung steht, und Herrn Kemptner von der VG Wörrstadt konnten wir Herrn Löwenstein bei der Suche nach seinen familiären Wurzeln in Vendersheim unterstützen.
Adolf Löwenstein war ein Bruder von Jakob Löwenstein, dem Großvater von Dan Löwenstein. Bei der Recherche stellte sich heraus, dass es einen weiteren Bruder des Großvaters gab.
Jetzt, also fast 90 Jahre nach der Machtübernahme der Nazis und die damit verbundenen schlimmen Folgen für die jüdische Bevölkerung, erfuhr Herr Löwenstein durch seine Anfrage bei uns, dass es auch überlebende Verwandte in Amerika und Israel gab bzw. gibt.
Diese Familiengeschichte ist sehr berührend und bedrückend zugleich.
Sie sollte Anlass sein, dass wir uns dazu entschließen, an einem angemessenen Ort eine Gedenktafel für die im 3. Reich umgekommenen Juden mit Wurzeln in Vendersheim anzubringen.
1933 lebten noch 6 Personen jüdischen Glaubens in Vendersheim.
Es handelte sich dabei um die Familien Berger und Simon. Max Berger war der Vorsteher der jüdischen Gemeinde. Die Familie Simon betrieb einen Laden an der Ecke Friedensgasse/Hauptstraße. Die Synagoge, die sich in der Hauptstraße befand, wurde in der Reichskristallnacht nicht zerstört, weil Max Berger bereits 1935 vorher zum Verkauf des Anwesens gezwungen war.
Die Familien Simon musste nach Mainz umziehen und von dort ins KZ deportiert.
Max Berger und seine Frau konnten nach Amerika emigrieren.
Folgende aus Vendersheim stammende Menschen sind der Verfolgung des Naziregimes zum Opfer gefallen: Adolf Berger, Adolf Löwenstein, Bernhard Löwenstein, Jakob Löwenstein, Adolf Simon, Friederike Simon und die beiden Töchter Elisabeth und Johanna Simon ( lt. Yad Vashem, Jerusalem)
Dezember 2022
Elfi Schmitt-Sieben
Ortsbürgermeisterin